Manchmal geht das Schicksal schon seltsame Wege. KENDI OIWA stand Anfang 2002 bibbernd und zitternd, ohne Geld, durchnässt und frierend in den Straßen des Tokyoter Stadtteiles Ochanomizu. Der Anblick war für zuviel für einen Redakteur des renommierten Kadokawa-Shouten Verlages; und er spendierte ihm einen Kaffee. Und so kam es, dass KENDI OIWA auch Manga-Zeichner beim Kadokawa-Shouten Verlag wurde. Natürlich musste sich OIWA erst einmal beweisen und machte vorerst nur die relativ kleine Serie Goth für das Magazin „Shōnen Ace“, wobei er sich den Bestseller Goth: Wristcut Jiken von OTSUICHI vornahm. OTSUICHI war selbst sogar so begeistert von KENDI OIWAs Umsetzung, dass er höchstpersönlich ein Postskriptum dazu schrieb. Der Erfolg von Goth war schließlich so groß und die Reaktionen so positiv, dass die Serie bestehend aus Fünf Kapiteln kurze Zeit später als einzelner Manga-Band – ein sogenannter One-Shot – veröffentlicht wurden und KENDI OIWA damit zu einem gigantischen Erfolg verhalfen. Dieser Erfolg des kurzen Bandes war so bombastisch, dass der Manga schon ein Jahr später (2004) auch bei uns erschien. Und da sich Qualität meistens durchsetzt, wurde das Werk auch hierzulande ein richtiger Renner ohne dass überhaupt die Romanvorlage bei uns veröffentlicht wurde.
Bei den Zeichnungen bediente sich KENDI OIWA zum Teil auf die typische klischeehafte Darstellung, was das Charakterdesign betrifft. Obwohl hier auf übergroße Mandelaugen oder schräge Proportionen verzichtet wurde, weswegen sich ein halbwegs realistisches Bild ergibt, dass für sonstige wie auch für reguläre Manga-Leser recht angenehm anzusehen ist. Damit die Optik auch noch weiterhin ziemlich Gothic-mäßig rüberkommt, ist das Werk komplett in Schwarz/Weiß gehalten und verzichtet trotz differenzierten Zeichnungen bewusst auf große Detaildichte. Nur in einzelnen Bildern zeigt KENDI OIWA was er wirklich Alles kann und verziert diese Zeichnungen mit allerhand Kleinigkeiten, die auf diese Weise auch eine Art Schlüsselfunktion in der Geschichte besitzen.
Die Übersetzung stammt von YUJI UEMATSU und betrifft das komplette Werk, so dass im Manga kein einziges Kanji-Zeichen mehr zu sehen ist. Das ist dann vielleicht nicht mehr so authentisch, jedoch durch das hohe Niveau der Übersetzung durchaus zu verschmerzen. Die Zeichnungen wurden natürlich dementsprechend angepasst und fehlerfrei korrigiert.
Der Gothic-Szene wird oft eine gewisse Melancholie, Morbidität und eine depressive Grundstimmung nachgesagt, wobei es sich aber grundlegend um ein Klischee handelt. In den Werken jedoch kommen diese Aspekte immer wieder zur Geltung und auch die Atmosphäre in Goth besticht durch ziemlich morbide Elemente. So Etwas wie Humor ist nur ansatzweise vorhanden und darum auch nur mariginal spürbar. Natürlich dominieren in erster Linie die Kriminalgeschichten; das Suchen von Indizien, dem Entdecken von Beweisen, dem Ziehen von logischen Schlußfolgerungen und den Konfrontationen mit den Verbrechern. Doch im Sinne der sogenannten Schwarzen Szene werden diese dabei natürlich dementsprechend düster erzählt. So gesellen sich zur bereits angesprochenen Morbidität noch eine Eiseskälte und das unweigerliche Gefühl der ständigen Bedrohlichkeit hinzu, die überdies sogar noch von den eigentlichen „Helden“ ausgeht. Zudem sind einige der aufzuklärenden Verbrechen von beispielloser Grausamkeit, die mal psychisch, mal physisch, mal von Beidem geprägt. Dass heisst, dass es also auch einige schockierend drastische Bilder von verstümmelten Leichen zu sehen gibt.
Auf charakterlicher Ebene sieht es auch nicht besonders rosig aus, sondern ebenfalls tiefschwarz. Die beiden Hauptcharaktere Itsuki Kamiyama und Yoru Morino ähneln sich in ihrer Faszination nach Sadismus, Tod und Mord. Doch während Itsuki für den Leser ein offenes Buch ist, der dem Leser freiwillig von seinen inneren Abgründen erzählt; bleibt Yoru fast den kompletten Manga hindurch das geheimnisvolle Gothic-Girl, dass man auch optisch der Szene bzw. dieser Einstellung zuordnen kann. Itsuki indessen kann man äußerlich kaum von einem normalen Schüler unterscheiden. An dieser Stelle entsteht ein interessantes Katz- und Mausspiel nicht nur zwischen den Beiden, die als einzige voneinander die Wahrheit kennen, sondern auch noch zwischen dem Leser; da man von Yoru nie weiß, was ihr als nächstes wiederfährt bzw. was sie als nächstes anstellt. Gleichermaßen gestaltet Itsuki den Manga als hochspannend, als dass man nie vorhersehen kann, ob er ihr nun hilft, tatenlos zusieht oder aus reinem Interesse endlich selbst zum Äußersten geht. Unfreiwillig wird der Leser so gnadenlos in die Geschehnisse mit reingezogen.
Dank dieser fast genialen Charakterdarstellung verkommen die Nebencharaktere beinahe zu Statisten. Doch auch sie sind relativ gut in Szene gesetzt, besitzen genügend Motivation, sind „krank genug“ und überdies mit einem passenden Charakterdesign versehen.
Aufgrund dessen, dass Goth leider nicht gerade umfangreich ist, schreitet die Story ziemlich schnell voran. Wohingegen der Roman noch Sechs Kapitel zähle, sind es hier nur Fünf. Wobei es in jedem Kapitel ein anderes Verbrechen zu lösen gibt. Auf kleinere Nebenhandlungen wird also vollkommen verzichtet. Nach und nach kristallisiert sich allerdings eine Art Rahmenhandlung heraus, die mit Hilfe von mehreren kurzen Flashbacks erzählt wird und später in den Vordergrund rückt. Für einen durchgehenden Thrillergenuß ist also gesorgt.
Fazit: Goth ist ein dunkler und spannender Thriller, der den großen Erfolg zurecht verdient hat. Mit schockierend drastischen Zeichnungen, tollem Charakterdesign und einer hervorragend düster-morbiden Atmosphäre gelang KENDI OIWA eine exzellente Umsetzung der Romanvorlage von OTSUICHI. Krimifans kommen ebenso auf ihre Kosten wie Anhänger geschickter Charakterdarstellung.
Leider wurde von dem grandiosen Werk noch kein Anime produziert, was sich hier wunderbar als OVA anbieten würde, aber immerhin entstand 2008 der Live-Actionfilm Goth und es wird seitens Hollywood bereits an einer US-Interpretation gearbeitet.
Bei den Zeichnungen bediente sich KENDI OIWA zum Teil auf die typische klischeehafte Darstellung, was das Charakterdesign betrifft. Obwohl hier auf übergroße Mandelaugen oder schräge Proportionen verzichtet wurde, weswegen sich ein halbwegs realistisches Bild ergibt, dass für sonstige wie auch für reguläre Manga-Leser recht angenehm anzusehen ist. Damit die Optik auch noch weiterhin ziemlich Gothic-mäßig rüberkommt, ist das Werk komplett in Schwarz/Weiß gehalten und verzichtet trotz differenzierten Zeichnungen bewusst auf große Detaildichte. Nur in einzelnen Bildern zeigt KENDI OIWA was er wirklich Alles kann und verziert diese Zeichnungen mit allerhand Kleinigkeiten, die auf diese Weise auch eine Art Schlüsselfunktion in der Geschichte besitzen.
Die Übersetzung stammt von YUJI UEMATSU und betrifft das komplette Werk, so dass im Manga kein einziges Kanji-Zeichen mehr zu sehen ist. Das ist dann vielleicht nicht mehr so authentisch, jedoch durch das hohe Niveau der Übersetzung durchaus zu verschmerzen. Die Zeichnungen wurden natürlich dementsprechend angepasst und fehlerfrei korrigiert.
Der Gothic-Szene wird oft eine gewisse Melancholie, Morbidität und eine depressive Grundstimmung nachgesagt, wobei es sich aber grundlegend um ein Klischee handelt. In den Werken jedoch kommen diese Aspekte immer wieder zur Geltung und auch die Atmosphäre in Goth besticht durch ziemlich morbide Elemente. So Etwas wie Humor ist nur ansatzweise vorhanden und darum auch nur mariginal spürbar. Natürlich dominieren in erster Linie die Kriminalgeschichten; das Suchen von Indizien, dem Entdecken von Beweisen, dem Ziehen von logischen Schlußfolgerungen und den Konfrontationen mit den Verbrechern. Doch im Sinne der sogenannten Schwarzen Szene werden diese dabei natürlich dementsprechend düster erzählt. So gesellen sich zur bereits angesprochenen Morbidität noch eine Eiseskälte und das unweigerliche Gefühl der ständigen Bedrohlichkeit hinzu, die überdies sogar noch von den eigentlichen „Helden“ ausgeht. Zudem sind einige der aufzuklärenden Verbrechen von beispielloser Grausamkeit, die mal psychisch, mal physisch, mal von Beidem geprägt. Dass heisst, dass es also auch einige schockierend drastische Bilder von verstümmelten Leichen zu sehen gibt.
Zum Beispiel als die beiden Protagonisten eine weibliche Leiche finden; der Bauch aufgeschlitzt, die Gedärme um einen Baum gewickelt, der Kopf liegt in der ausgeweideten Bauchhöhle, die Augen ausgestochen, das Herz in den Mund gestopft, die Gebärmutter ist an den Baum genagelt, diverse Gliedmaßen fehlen ebenso wie eine Brust, die Beine gespreizt und ein Stock steckt in ihrer Vagina, die dadurch fast in Zwei Hälften gerissen wurde.
Auf charakterlicher Ebene sieht es auch nicht besonders rosig aus, sondern ebenfalls tiefschwarz. Die beiden Hauptcharaktere Itsuki Kamiyama und Yoru Morino ähneln sich in ihrer Faszination nach Sadismus, Tod und Mord. Doch während Itsuki für den Leser ein offenes Buch ist, der dem Leser freiwillig von seinen inneren Abgründen erzählt; bleibt Yoru fast den kompletten Manga hindurch das geheimnisvolle Gothic-Girl, dass man auch optisch der Szene bzw. dieser Einstellung zuordnen kann. Itsuki indessen kann man äußerlich kaum von einem normalen Schüler unterscheiden. An dieser Stelle entsteht ein interessantes Katz- und Mausspiel nicht nur zwischen den Beiden, die als einzige voneinander die Wahrheit kennen, sondern auch noch zwischen dem Leser; da man von Yoru nie weiß, was ihr als nächstes wiederfährt bzw. was sie als nächstes anstellt. Gleichermaßen gestaltet Itsuki den Manga als hochspannend, als dass man nie vorhersehen kann, ob er ihr nun hilft, tatenlos zusieht oder aus reinem Interesse endlich selbst zum Äußersten geht. Unfreiwillig wird der Leser so gnadenlos in die Geschehnisse mit reingezogen.
Dank dieser fast genialen Charakterdarstellung verkommen die Nebencharaktere beinahe zu Statisten. Doch auch sie sind relativ gut in Szene gesetzt, besitzen genügend Motivation, sind „krank genug“ und überdies mit einem passenden Charakterdesign versehen.
Aufgrund dessen, dass Goth leider nicht gerade umfangreich ist, schreitet die Story ziemlich schnell voran. Wohingegen der Roman noch Sechs Kapitel zähle, sind es hier nur Fünf. Wobei es in jedem Kapitel ein anderes Verbrechen zu lösen gibt. Auf kleinere Nebenhandlungen wird also vollkommen verzichtet. Nach und nach kristallisiert sich allerdings eine Art Rahmenhandlung heraus, die mit Hilfe von mehreren kurzen Flashbacks erzählt wird und später in den Vordergrund rückt. Für einen durchgehenden Thrillergenuß ist also gesorgt.
Fazit: Goth ist ein dunkler und spannender Thriller, der den großen Erfolg zurecht verdient hat. Mit schockierend drastischen Zeichnungen, tollem Charakterdesign und einer hervorragend düster-morbiden Atmosphäre gelang KENDI OIWA eine exzellente Umsetzung der Romanvorlage von OTSUICHI. Krimifans kommen ebenso auf ihre Kosten wie Anhänger geschickter Charakterdarstellung.
Leider wurde von dem grandiosen Werk noch kein Anime produziert, was sich hier wunderbar als OVA anbieten würde, aber immerhin entstand 2008 der Live-Actionfilm Goth und es wird seitens Hollywood bereits an einer US-Interpretation gearbeitet.