Anspruch: | sehr viel |
Action: | sehr viel |
Humor: | mittel |
Spannung: | sehr viel |
Erotik: | wenig |
Was wäre wenn Shakespeare ein Schlachtenepos über Britannien in der Zukunft geschrieben hätte? Wahrscheinlich wäre nicht Code Geass raus gekommen, aber an Dramaturgie wäre es wahrscheinlich vergleichbar und mit Lelouch steht zumindest auf der Animebühne eine Figur die MacBeth, Hamlet und Co das Wasser reichen kann.
Code Geass: Lellouch of the Rebellion ist der erste Teil einer Saga, wie es nur leider sehr wenige im Animeuniversum gibt und so verdient dieser Anime eine ausführliche Beschreibung meiner mehrfachen Erlebnisse beim Schauen dieser 25teiligen 1. Staffel der Serie.
Wir befinden uns in einer zukünftigen Welt in der Japan unter der Fuchtel von dem Holy Empire of Britannia steht. Unterdrückung, Diskriminierung und Ausbeutung der Japaner steht an der Tagesordnung. Eingepfercht in Ghettos wird mit jedem Tag die Unzufriedenheit geschert. Einige wurden zu Ehrenbürgern ernannt, sofern sie für das Empire von Nutzen sind. Das heilige Empire ist neben der Chinese Federation und der Europian Union eine der drei Supermächte, die die ganze Welt erobert haben. Britanniens Bürger leben im Wohlstand, die Kinder besuchen tolle Schulen die beinahe schon die Akademie von Ouran High School Host Club in den Schatten stellen. Das Leben könnte also nicht schöner sein für sie. Doch einem missfällt das alles und das obwohl er selbst aus adliger Abstammung stammt: Lelouch vi Britannia wurde als Kind zusammen mit seiner Schwester Nunnally als politische Geisel nach Japan geschickt, da er es gewagt hat sich gegen seinen Vater zu wenden, als Lelouchs Mutter einem Attentat zum Opfer gefallen ist. Zum Glück landeten sie aber in Japan bei Prime Minister von Japan, dessen Sohn Suzaku Kururugi ist mit dem sich beide sehr eng anfreundeten. Allerdings muss Lelouch und Nunnally schon bald wieder von dort fliehen als Britannia seine Invasion auf Japan beginnt. Fort an verwenden sie den Nachnamen Lamperouge und Lelouch schwört, dass er für Nunnally eine Welt erschaffen wird, in der Friede herscht und seine kleine Schwester sich von ihrem Trauma erholen und glücklich leben kann.
Das ist doch schon mal eine ganz nette Grundidee, aber längst nicht das besondere der Serie. Lelouch stößt 7 Jahre nach der Invasion auf eine seltsame junge Frau mit grünen Haaren: C.C. Sie verleiht Lelouch eine besondere Fähigkeit – Geass. Mit ihr ist Lelouch in der Lage jede Person mit einem einzigen Blick so zu manipulieren, dass ihm kein Wunsch verwehrt bleibt. Das diese Hexenkraft aber auch ihren Preis hat zeigt sich erst im Laufe der Serie. Sie ist aber die einzige Kraft, die ihm helfen kann das Empire of Britannia in die Knie zu zwingen – koste es was und wen es wolle.
Rachgeschichten sind ja bekanntlich die besten Geschichten und in dieser Welt macht es einfach mächtig Spaß Lelouch bei seinem gigantischen strategischen Schachspiel zu zuschauen. Mit jedem Zug/ jeder Folge steigt die Spannung weiter und weiter bis dann die letzten vier Folgen eigentlich am Stück geschaut werden müssen – Pausen, vom Fernseher aufstehen oder klingelnde Telefone geht gar nicht. Durch geschicktes und raffiniertes Storytelling aus der Feder von Gorō Taniguchi, der auch schon bei Honey and Clover oder Planetes bewiesen hat was er kann, wird der Zuschauer bei gutem Tempo in die Geschichte hineingesaugt. Das raffiniere und besondere aber an der Serie ist, dass einfach alles unberechenbar ist. Ein Twist folgt dem nächsten und der Zuschauer sitzt genauso überrascht vorm Bildschirm wie die Protagonisten, die hinter der Mattscheibe zu sehen sind. Manchen mag das natürlich nicht gefallen, denn dadurch wirken manche Ereignisse unglaubwürdig, unrealistisch oder einfach übertrieben. Doch wie bei Shakespeare soll hier ein sagenhaftes Drama erzählt werden und mal ehrlich, sind wir es nicht alle leid immer die selben genau vorhersehbaren Geschichten zu sehen, in denen man schon am Anfang weiß oder erahnt wie es weiter geht oder im schlimmsten Fall endet. Code Geass verspricht dem Zuschauer eine fabelhafte Reise in eine andere Welt, in der jede Sekunde spannend und aufregend ist. Es darf gelacht werden, geweint, geflucht und gejubelt werden. Das volle Paket an Emotionen wurde hier in 25 Folgen gestopft. Das ging natürlich nur dadurch, dass das Produktionsteam die Langeweile einfach raus geschmissen hat und sich vor genommen hat den Zuschauer von vorne bis hinten etwas noch nie dagewesenes in Sachen Mechaanime zu bieten.
Die Mechas sind von ihrem Design her sehr gelungen. In Anlehnung an die Geschichte Britanniens wurden sie, genau so wie viele andere Dinge in der Serie, mit ritterlichen Namen versehen und heißen Knightmares, wobei sie eher Nightmares , also Albträume, für die schlecht ausgerüsteten Japaner sind. Als kleine Besonderheit laufen oder fliegen die Grundmodelle hier nicht sondern fahren auf Rädern sehr geschwind durch die Gegend. Spätere Modelle haben weitere Fähigkeiten, wobei Suzakus Knightmare und der von Lelouch einfach die absolute Krönung sind und sich auch in Gundam 00 gut machen und tapfer schlagen würden.
Die Kampfszenen sind allesamt traumhaft animiert und choreographiert. Dadurch wird es wirklich nie langweilig auch wenn stellenweise eine Scharmützel dem nächsten folgt. Grund dafür ist die Taktik hinter dem Ganzen. Was Lelouch sich da so ausdenkt ist absolut abgefahren. Doch auch wenn seine Gegenspieler ihm einen Strich durch die Rechnung machen ist es einfach bombastisch was hier passiert. Es ist nie voraussehbar wie ein Kampf ausgeht und in dieser Serie werden auch liebgewonnen Charaktere sterben. Dadurch wird natürlich vor allem am Ende das Drama perfekt.
Doch ist es ein MechaAnime. Natürlich wird viel gekämpft und Mechas stehen und fahren an jeder Ecke durchs Bild, aber das geniale an Code Geass ist die Story, so dass ich hier lieber von einem Schlachtenepos spreche, bei dem die Mecha einfach nur die Schachfiguren auf dem Schachbrett der Hauptakteure sind.
Um dieses Epos ins rechte Bild zu rücken hat SUNRISE sich nicht lumpen lassen und dick aufgetischt. Das Charakterdesign, das von CLAMP stammt ist traumhaft schön. Wer CLAMP mag wird sie sofort lieben, wer nicht muss sich natürlich erst an die dünnen, lamngen Gliedmaßen gewöhnen. Manche Figuren erinnern zwar an Figuren aus Revolutionary Girl Utena, aber das ist ja eher eine Homage und positiv zu bewerten. Besonders genial designed ist Lelouch. Seine Augen sind nicht nur wegen seiner Geass Kraft das besondere, sondern hier wird oft mit dem Blick gespielt, wie ich es aus keinem anderen Anime kenne. Höchstens WHEN THEY CRY kommt da ein bisschen ran. Die Damen wurden mit bunten Haarfarben ausgestattet wodurch ein teils schrilles Bild entsteht, das sich aber perfekt in das Gesamtzeichnerische Konzept einfügt und erfrischend Spaß macht. Doch die Frauen sind nicht nur bunt, sondern teils auch sehr emanzipiert dargestellt und so haben wir mit Kallen, Cornelia, CC, Rakshata und Viletta einige Charaktere, die auch für Frauen als tolle starke und wunderschöne Vorbilder dienen.
Von gut und böse zu sprechen ist bei dieser Story nicht immer leicht, wie unser tragischer Held Lelouch beweist. Er ist eine der tollsten Animefiguren die es überhaupt gibt. Alles andere als flach entwickelt er sich enorm in der Serie, stets getrieben von seinem Haß auf das Empire und seiner Liebe zu seiner Schwester, wohnen zwei Geister in ihm, die nur schwer unter einen Hut zu bringen sind. Teilt man sein Streben nach Rache so sind seine Wege nicht immer auf der ethischen Lehre aufbauend und stoßen einen teilweise vor den Kopf. Sieg um jeden Preis macht ihn zu einem Helden, der jederzeit auch zum Antihelden werden kann. Was dabei unheimlich genial ist, ist dass lelouch in die Rolle von Zero, einem maskiertem Kämpfer, schlüpft, wenn er seine eigene Armee, die Black Knights anführt oder sich öffentlich der Welt präsentiert. Ein absoluter Geniestreich, seine zwei Seiten auch physisch darzustellen und vom Design ist Zero einfach der absolute Hammer.
Um das ganze noch interessanter zu machen ist Lelouchs einstiger bester Freund Suzaku, ein Japaner, sein Gegenspieler auf der Seite von Brintannien. Suzaku hat zwar auch seine Leichen im Keller wird aber als das Gute in Person dargestellt, der stets nur seien Pflicht erfüllen will. Das Aufeinandertreffen der zwei entwickelt sich in mehreren Stationen im Laufe der Handlung immer spannender und interessanter und gipfelt in der großartigen letzten Szene, die den Zuschauer fast schon aus dem Sitz springen lässt.
Neben den Schlachtgeräuschen und bombastischen Storyelementen gibt es aber noch einen weiteren Grund aus dem Sessel zu springen – allerdings vor Freude. Der Soundtrack ist schlichtweg ein Genuss. Die drei openings sind echt sehr gut wobei mir das letzte von der Band Access am besten gefallen hat. Leider bekommt man das erst in Folge 24 und 25 zu hören, aber bekanntlich kommt ja das beste immer am Schluss. Die endings sind ebenfalls allesamt sehr schön, doch der eigentliche Soundtrack ist der eigentliche Star. Teils verspielt, mit neuen Klängen oder Gesängen bietet er wirklich frischen Wind und eine unverwechselbare Atmosphäre für diese prächtige Serie. Kommt es dann zu epischen Szenen wird sogar ein Männerchor ausgepackt der toll das Drama unterstreicht. Wirklich jede Szene ist ein Highlight und leise und heroische Klänge gekonnt auf den Zuschauer abgefeuert. Kōtarō Nakagawa hat da wirklich was ganz großes abgeliefert und der Soundtrack gehört auf jeden Fall in jedes Regal eines Animefans.
Nachdem der Grundton doch sehr düster ist fand ich es sehr schön, dass die Komponente Humor immer wieder für Auflockerung sorgt. Schauplatz ist stets die Schule von Lelouch. Hier trifft man viele weitere Charaktere, die durch lustige Nebengeschichten die Welt von Code Geass interessant und glaubwürdig werden lassen.
Für guten Humor benötigt man genau so wie für Dramaelemente natürlich auch gute Stimmen und so wurden generell durch die Bank weg ganz tolle Schauspieler für die englische Synchronisation ausgewählt. Allen voran natürlich Johnny Bosch, der Lelouch beziehungsweise Zero, eine geniale Stimme verleiht. Genau so toll aber sind die Stimmen vieler anderer und im Besonderen die von Lloyd Asplund, dem leicht verrücktem Wissenschaftler auf der Seite von Britannien und die von Jeremiah Gottwald, alias Orange Boy. Jeremiah zählt auch wegen seiner tollen stimmlichen Performance zu meinen geheimen Lieblingscharakteren der Serie. Eigentlich nur ein kleiner Nebencharakter bringt er aber durch seine „Entwicklung“ ganz schön viel Würze mit.
Letztendlich bleibt nur noch zu sagen, dass es nicht viel besseres an Mechaaction und Drama im Animeuniversum gibt – das gilt für die Inszinierung und das Storytelling gleichermaßen. Es ist der erste Teil und hat deshalb das Problem alles langsam einzuführen was wichtig für diese Welt ist, macht aber einen tollen Job dabei!
Auch ist es ein Anime der Jungs und Mädels zugleich, genau wie jung und alt ansprechen kann und selbst nach 6 Rewatchen über die letzten 6 Jahre hinweg nicht einmal langweilig geworden ist und mich immer noch begeistert und schon jetzt krieg ich wird Herzklopfen wenn ich dran denke, dass bald mal wieder Staffel 2 dran ist. Also weg vom PC und schiebt eure DVD oder BLU-Ray ins Laufwerk und schaut euch dieses Animemeisterwerk an ^^