Drama-Anteil(Serie): | wenig |
Action: | viel |
Humor: | mittel |
Spannung: | mittel |
Cast:
Ein ursprünglich reinherziger Junge verliert in einer einzigen Nacht alle Menschen, die ihm etwas bedeuteten, wird dadurch zu einem scheinbar emotionslosem Massenmörder und zugleich zum berüchtigtsten Schwertkämpfer seiner Zeit, dem “Battousai”. Dass ein solcher Protagonist in Verbindung mit seinem tragischem Schicksal interessant sein kann, steht natürlich ganz außer Frage. Vor allem wenn dieser nun einen starken emotionalen Wandel durchmacht, der ihn zu einem überaus freundlichen und hilfsbereiten Charakter werden lässt, dessen Schuld fortan so schwer auf ihm lastet, dass er trotz seines Schwurs, das Schwert nur noch zum Beschützen der Schwachen einzusetzen, sein schlechtes Gewissen nicht lindern kann.
Doch trotz der früheren Gräueltaten kam ich einfach nicht umhin, den “neuen” Kenshin schnell zu mögen, da dieser in seiner überzeugend aufrichtigen und sympathischen Art nahezu einzigartig in der Animewelt ist. Sein ständiger innerer Konflikt mit der Bürde der Schuld wird zudem zwar subtil, doch auch interessant dargestellt.
Doch leider kommen wir damit auch schon zur kleinen Schwäche des Casts, denn neben dem eben beschriebenen tragischen Helden und dem ebenfalls sympathischem Mädchen Kaoru, das von Anfang an in der Serie auftritt, besteht die restliche Besetzung leider fast nur aus eher flachen, grob konstruierten Stereotypen, von denen nur wenige einigermaßen Unterhaltung ins Geschehen bringen.
Es ist zwar nicht so, dass alle Personen komplett uninteressant erscheinen doch für eine 95 Folgen Serie ist es einfach zu wenig, was hier an Charaktertiefe und Vielfalt geboten wird.
Story:
Die verschiedenen Abschnitte des Animes grenzen sich sowohl qualitativ als auch handlungstechnisch so klar voneinander ab, dass ich es hier ausnahmsweise für sinnvoll halte, diese Kapitel kurz einzeln zu beschreiben und zu bewerten.
Folge 1-27:
Diese aus kleineren Geschichten bestehenden ersten Folgen, geben einen guten Einblick darauf, inwiefern sich Kenshin verändert hat und zeigen zudem, wie ihn seine Vergangenheit in Form von früheren, mehr oder minder wohl gesonnenen Bekannten sowie den eigenen Gedanken immer wieder einholt. Natürlich werden auch einige andere Personen vorgestellt, sodass man dieses erste Kapitel trotz der ein oder anderen weniger überzeugenden Fillerfolge als insgesamt gelungen bezeichnen kann.
28-62 Das Shishio Makoto Kapitel:
Hier wird dem Zuschauer nun das erste mal ein längerer Handlungsstrang präsentiert, welcher sich abgesehen von seiner anfänglichen Langatmigkeit, ebenfalls sehen lassen kann. Es wird wieder etwas dramatischer, ein gelungener Spannungsbogen ist gegeben und unser Protagonist droht wieder in sein altes Ich zurück zu fallen. Selbst die obligatorischen Antagonisten schaffen es zumindest teilweise richtiges Interesse zu wecken.
63-66 Filler:
Kurzer und nur für absolute Fans sehenswerter Fillerabschnitt, der vergeblich versucht mit überwiegend unorigineller Komik zu unterhalten.
67-94 Zwei recht lange und gleichermaßen enttäuschende Kapitel:
Was man hier zu sehen, oder besser zugemutet bekommt, sind 2 längere Handlungsabschnitte, welche sich aufgrund ihrer viel zu gedehnten unoriginellen Story als echte Geduldsprobe herausstellen. Ich jedenfalls habe schließlich etwa ab der 75. Episode das erste dieser beiden Kapitel übersprungen um dann vom 2. Kapitel ebenfalls enttäuscht zu werden. Ich empfehle also tatsächlich die Folgen 67-94 komplett zu überspringen(und das sagt jemand der es sogar ausgehalten hat sich sämtliche Naruto Filler anzutun) zumal es in den beiden Abschluss OVA’s diese Kapitel in gekürzter und dennoch wesentlich besserer Version zu sehen gibt.
Die letzte Folge ist glücklicherweise noch mal eine recht sehenswerte Abschlussepisode.
Insgesamt ist noch zu bemängeln, dass sich die Serie wegen des zu großen atmosphärischen Kontrasts nicht wie eigentlich gedacht als Mittelteil der Kenshin Reihe eignet. Außerdem zeigt die Serie einige gar nicht mal so schlechte Romantikansätze, welche aber leider viel zu kurz kommen.
Action:
Positiv fallen hingegen die für diese Zeit animationstechnisch guten Actionszenen auf. Auch Abwechslung gibt es durch die häufig wechselnden, unterschiedlichen Gegner und Kenshins geheime Spezialangriffe genug. Zudem sind gerade im Shishio Makoto Kapitel einige der Kämpfe von richtig fesselnder Spannung geprägt.
Zeichnungen:
Die Umgebungszeichnungen sind ebenfalls für das Jahr 1998 relativ detailliert ausgefallen, wodurch man ein einigermaßen ansehnliches Japan der Meiji Periode zu sehen bekommt. Das leider zu sehr von den OVAs abweichende Charakterdesign spricht dagegen wohl für sich….
Sound:
Das einzig Herausstechende sind hier die wirklich unpassenden Openings und Endings, die man sich eher als japanische Charthits der 90er vorstellen kann, statt als Soundtrack für ein Samuraianime.
Fazit:
Ohne ca. das letzte Drittel der Serie hat man es bei “Rurouni Kenshin”, besonders wenn man es in Verbindung mit Einführungs- und Abschluss OVAs zu den chronologisch richtigen Zeiten anschaut, mit einem nahezu meisterhaften Werk zu tun, welches mit bewegender Tragik, packender Samuraiaction und guter Inszenierung überzeugt. Darum kann ich an dieser Stelle auch jedem nur empfehlen, sich die Kenshin Reihe in dieser Form anzuschauen. Für sich allein genommen gibt es aber bei der Serie definitiv einen Qualitätsverlust zu bemerken, welcher größtenteils auf die vielen misslungenen Episoden und den insgesamt zu uninteressanten Cast zurückzuführen ist.