March Comes in Like a Lion (2016)

Nachdem ich nun 4 Folgen gesehen habe, muss ich leider sagen, dass der Anime nicht das liefert, was ich mir erhofft hatte. Die Zeichnungen und Animationen sind größtenteils super und enthalten viele interessante Ideen. An manch anderen Stellen haben sie mich jedoch nicht überzeugt, was ich für SHAFT-Verhältnisse ein wenig schade finde.
Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich kein Problem mit dem teils melancholischen und extrem ruhigen Erzählstil habe. Mein Problem ist, dass der Anime die Sequenzen mit den Shogi-Spielen vergeigt. Ich weiß, meine Erwartungen sind vielleicht ein wenig hoch gegriffen, aber was ich mir erhofft habe, war so etwas wie Gambling Apocalypse Kaiji nur mit Schah/Shogi. Aber leider bietet der Anime in dieser Hinsicht absolut nichts, was mich irgendwie reizen würde.
Zunächst einmal verstehe ich das Spiel nicht. Was herkömmliches Schach betrifft, so sind die grundlegenden Regeln schnell und einfach erklärt. Man erkennt Figuren an ihrer Optik, versteht wie diese sich bewegen können und bekommt so auch ein Verständnis für das Spiel, auch ohne jahrelange Spielpraxis.
Hier jedoch wird zum Spiel nichts erklärt. Wir bekommen keine Informationen zur Spielmechanik oder den Figuren. Man erkennt Figuren nicht, wenn man keine Schriftzeichen lesen kann. Folglich kann sich auch keinen Überblick über das aktuelle Spiel machen. Letztlich sehen wir nur 2 Typen, die Steine auf einem Brett hin und her bewegen und wir erkennen nur an ihrer jeweiligen Reaktion auf Züge des Gegners, ob sie nun in Bedrängnis geraten oder nicht. Das ist mir einfach zu wenig. Wenn ich einen Film oder eine Serie zu einem Spiel sehe, dann muss das Spiel auch entsprechend erklärt werden, und es muss mein Interesse für das Spiel wecken. Ein gutes Beispiel dafür ist YuGiOh. Auch wenn dort laufen neue Karten präsentiert werden, so verstehen wir immer wie das Spiel funktioniert und was gerade passiert.
Außerdem sollte so ein Anime mir einen gewissen Respkt vor dem Spiel und vor den Leuten lehren, die das Spiel professionell praktizieren. Beispiel hierfür: Rush. Auch wenn ich bis heute nichts mir Formel 1 anfangen kann, habe ich seit diesem Film echt Respekt vor der Gewalt dieser Rennmaschinen und vor allen Sportlern, die selbst nach einem schweren Unfall noch den Mut besitzen, weiter zu machen. Das trifft übrigens auch auf andere Sportarten wie Ski-Fahren zu.
Dieser Anime versagt hier leider auch. Für die Charaktere steht nichts Ernsthaftes auf dem Spiel. Man erfährt nicht viel zu ihren Motivationen. So ist mir letztlich egal, wer nun gewinnt oder verliert - vom Spiel selbst verstehe ich ja ohnehin nichts. Dadurch schafft die Serie es aber auch nicht, eine Spannung in den Spielen aufzubauen und das ist so ziemlich das größte Manko, das ich an den Anime habe, abgesehen davon, dass er sich zu sehr darauf beschränkt zu zeigen, wie die Charaktere ihren Alltag verbringen, statt etwas zu den Spielen zu erklären und warum diese für die Charaktere so wichtig sind. Da geht so enorm viel Potential verloren, dass ich den Anime an dieser Stelle leider mit 4/10 Punkten abbrechen werde. Er ist nicht schlecht und er hat ein paar nette Ideen. Alles in allem zündet er bei mir aber nicht. Sorry.

Ich habe nun auch mal Episode 3 und 4 nachgeholt und mich unterhält Sangatsu no Lion nach wie vor. Episode 3 gefiel mir ziemlich gut, gerade die Atmosphäre und Darstellung der Endszene zwischen Rei und Hina. Episode 4 war mir aber irgendwie "zu viel"/zu aufgesetzt und vor allem zu hektisch. Aber immer noch im Rahmen, so dass ich gespannt bin, wie es weitergeht.

Ich kann die Kritikpunkte von Thor87 im Übrigen nachvollziehen. Nur ist es bei mir genau andersherum, ich bin froh, dass Shogi keine allzu große Rolle spielt und will es auch gar nicht erklärt haben. Für mich ist es einfach nur ein Teil im Leben von Rei, dessen Darstellung halt zu einem Anime gehört, der sein Leben verfolgt.

Ich frage mich nur, in welche Richtung der Anime zukünftig geht. Wie schon gesagt, finde ich die Momente im Zusammenspiel mit den 3 Schwestern angenehm, aber ich frage mich, was da noch kommen soll. Das ist ja eher eine familiäre Beziehung zwischen allen Parteien und man hat von Beginn an mitbekommen, dass beide Seiten ihr Päckchen zu tragen haben – aber auf Dauer kann ich mir nicht vorstellen, dass das allein die Story aufrecht erhalten kann. Bisher wurde der Dramapart zwar nur angekratzt, aber irgendwie wirkt das, was da an Schicksalsschlägen gewesen sein mag, alles schon eher lange Zeit her, so dass es mir komisch vorkäme, das nun noch aufzurollen. Insofern fehlt mir auch einfach ein weiterer Charakter, der etwas Fahrt in die Geschichte bringt oder eine neue Konfliktsituation herbeiführt.